Wolken und Wetter Teil 8

 

22. Mai 2011

 

Beförderungstechnik

Stellen Sie sich vor, sie stehen vor einem himmelblauen Förderband, dass sich langsam an ihnen vorbei bewegt, während Sie mit einem Stück Kreide einen Strich quer (= im rechten Winkel zur Laufrichtung) über das Band malen, von einem Rand zum anderen und mit konstanter Geschwindigkeit. Okay? Na dann los...

Fertig? Gut, dann schauen wir, was Sie angerichtet haben: aha, ein schräger Strich - alles andere als rechtwinklig! Ist ja auch logisch. Während des Malens hat sich das Förderband unter unserer Kreide ja weiter bewegt.

Okay, das gleiche nochmal! Aber nun fangen Sie bitte, sobald Sie mit einem Strich fertig sind, mit dem nächsten Strich an. Ich stehe dabei auf der anderen Seite des Förderbandes und mache dasselbe, nur gegenläufig. Okay? Na dann auf ein Neues...

Fertig? Gut, dann wieder der Blick auf das Ergebnis. Oh je, das lässt sich mit Worten kaum beschreiben...

...aber ganz prima im Bild festhalten.

Dazu ersetzen wir einfach das Förderband durch eine Luftströmung und die Kreide durch die Kondensstreifen der darin fliegenden Jets...

 

 

Was wir hier sehen sind die Spuren von einer Luftfahrtstrasse, auf der die Jets abwechselnd von rechts nach links oder von links nach rechts durch den Bildausschnitt geflogen sind, während die dabei gebildeten Kondensstreifen vom Westwind (Förderband) in Richtung Beobachtungsstandort transportiert wurden.

Testfrage: welche Maschinen flogen von links nach rechts?

 

 

21. Mai 2011

 

Mammatus

Warm, feucht und labil geschichtet. Luftmassen, die sich auf diese Weise kennzeichnen lassen, sind ein sicherer Garant für ausgeprägte Dynamik.

Kein Wunder also, dass im unteren Filstal (bei Eislingen) die Cumulus-Wolken schon zur Mittagszeits wie Pilze aus dem Boden schießen.

Ein Exemplar zeigte auffallend ungewöhnliche Strukturen. Das schauen wir uns genauer an.

Im Bild nicht sichtbar, baut sich im Rücken des Betrachters zum Zeitpunkt der Aufnahme ein mächtiger Schauer auf, saugt Luft aus der Umgebung an und macht sich durch Donnergrollen bemerkbar. Starke Aufwinde sind ein Kennzeichen solcher Schauerwolken...

...aber wo Luft aufsteigt, muss im Gegenzug an anderer Stelle Luft absinken. Absinkende Luftmassen wirken wolkenauflösend, und so lässt sich oft beobachten, wie rings um einen Schauer der blaue Himmel (wieder) zum Vorschein kommt.

In exakt einem solchen Abwindfeld meinte unser Probant, sich austoben zu können.

Das wird nichts. Deutlich sichtbar erfolgt eine 'Deckelung' der Aufwärtsbewegung. Die Wolke bildet einen Schirm.

Interessant und dramatisch (obwohl harmlos) sind die beutelförmigen Ausbuchtungen (mammatus) im Schirm. Da der Weg nach oben versperrt ist, richten sich die verbleibenden Quellungen nach unten.

 

 

 

15. Mai 2011

 

Ein Himmel wie gezeichnet...

...bot sich am Nachmittag bei Kirchheim/Teck. Da kann so manches Gemälde getrost einpacken, denn die Natur übertrifft in vielen Fällen die menschliche Kreativität bei weitem.

Das ist verständlich, hat sie doch die vielfältigsten Ressourcen zur Verfügung stehen. Hier bedient sie sich gerade eines Kaltlufteinbruchs aus Nordwesten, der mit teilweise kräftigen Schauern einherging.

Zum Zeitpunkt der Aufnahme beruhigt sich die Wetterlage bereits wieder zusehends, und in Blickrichtung Osten zeigen die Wolken deutlich Auflösungserscheinungen.

Warum herrschte am Standpunkt dieses seltsame Schummerlicht?

Mehr dazu siehe unten...

 

 

Die Monsterwolke

Der Blick nach Westen macht schnell offenkundig, wer der Urheber dieses diffusen Schummerlichts ist...

...und wirft dafür im Gegenzug gleich die nächste Frage auf: wie entsteht so ein Gebilde?

Keine Ahnung! Das ist doch mal ein Ding. Vermutlich drehte irgend etwas (vielleicht starker Höhenwind, oder wahlweise eine trockene Luftschicht, oder ein größräumiges Absinken unter Zwischenhoch-Einfluß) dieser heranwachsenden Schauerwolke den Haupthahn ab, noch bevor sie die Pubertät durchlaufen konnte ;-)

Wie auch immer - ein genialer Anblick, der fast an einen Tornado erinnert. Hier allerdings gewinnt der 'Rüssel' mit zunehmender Höhe an Transparenz, läßt sogar die Sonne durchscheinen, und verläuft in den Randgebieten im himmelblau.

Am Standort weht derweil ein kühler Wind über's Feld und verrät sich durch tolles Wellenmuster.

 

 

09. Mai 2011

 

Downhill

Hier täuscht der Eindruck nicht, denn die schmale Straße weist tatsächlich ordentlich Gefälle auf.

Es täuscht sich allerdings sehr, wer Bünzwangen in greifbarer Nähe vermutet, denn um dort hin zu gelangen, muss vorher das komplette Filstal durchquert werden...

...und das stellt einiges in den Weg (Fluß, Eisenbahn, die alte Bundesstraße 10 sowie der parallel verlaufende 4-spurige Ausbau), versteckt sich allerdings dank dieser ungewöhnlichen Perspektive perfekt zwischen Bildvordergrund und dem direkt nachgelagerten Wald (der mit dem herrlichen Blaustich in den Schattenbereichen).

 

 


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