2012 Februar

 

19. Februar 2012

List und Tücke des Bayer-Sensors

Wer hier genau hin schaut, erkennt an meinem Schatten zweifelsfrei, dass ich in der Tat ohne Stativ arbeite. Darüber hinaus habe ich offenbar keine Arme.

Diese Aufnahme ist weder gedreht noch entzerrt noch sonst was, und neben der tollen Goldstimmung fiel mir hier das ausgeprägte Moire (Farbmuster) an der Längsseite des Gebäudes auf.

Der Bayer-Sensor meiner Kamera besteht aus unterschiedlich farbempfindlichen Sensoren. Viele Grüne, und etwas weniger Rote und Blaue. Trotz eingebautem Antialiasing-Filter (Mini-Streulinsen) schafft es hier das Muster des Gebäudes, sich teilweise an den blauen Sensoren vorbei zu mogeln.

Es entstehen gelbe Farbmuster!

In diesem Zusammenhang bin ich aus die Resultate der neuen Nikon D800E gespannt, die auf einen AA-Filter verzichtet. Mir fallen Unmengen von Dingen ein, die Artefakte erzeugen können. Von Geländern und Häuserfronten, über Schienenschwellen und kurz geschorene Wiesen, bis hin zu jeglichem Stoff- und Strickmuster.

Na denn...

 

 

 

 

 

 

18. Februar 2012

List und Tücke der Perspektive

Wo ich auftauche, flüchtet alles... inklusive sämtlicher Linien.

Die haben hier sogar zwei Fluchtpunkte. Einen in Blickrichtung, irgendwo in der Ferne, und einen weiteren in der Höhe. Dort laufen die senkrechten Linien der Gebäude zusammen.

Wo befindet sich eigentlich ihr Kopf, während sie diese Aufnahme betrachten? Auf dem Hals? Das ist schon mal super. Darüberhinaus haben sie aber höchstwahrscheinlich ihren Kopf unbewusst exakt(!) so ausgerichtet, dass ihr Blick mit der optischen Achse der Kamera übereinstimmt.

Ihre Nasenspitze zeigt folglich mittig ins Bild. Klingt furchtbar banal, aber jetzt wird es spannend:

Bewegen sie ihren Kopf nach rechts und beobachten sie dabei das Gebäude am rechten Bildrand. Dieses entwickelt nun scheinbares Eigenleben, und wölbt sich merkwürdig ins Bild. Auch der Rest der Szene ist krumm und schief, denn ihre persönliche optische Achse unterscheidet sich nun deutlich von der optischen Achse im Bild, und ihr Gehirn ist redlich bemüht, einen räumlichen Kontext zu berechnen.

Bewegen sie den Kopf wieder zur Bildmitte, ist alles wieder okay.

Was soll der Mist, fragen sie sich? Wer schaut sich schon Bilder 'von schräg außen' an?

Niemand, antworte ich ihnen... aber was passiert, wenn sie eine Aufnahme beschneiden? Und dies womöglich auch noch unsymmetrisch? Beispielsweise links und unten 25% des Bildes abschneiden?

Sie verschieben die optische Achse des Bildes nach links unten, werden das beschnippelte Bild aber mittig betrachten!

Ups! Jetzt stimmt ihr Blick nicht mehr mit der optischen Achse des Bildes überein.

Unsymmetrisch  beschnittene Bilder perspektivisch korrekt auszurichten, ist, je nach Bildaufbau, nahezu unmöglich. Siehe hierzu auch unter 'Leaving Donauwörth'.

 

 

 

 

Für alle Freunde monochromatischer Bilddarstellung:

Leaving Donauwörth

Am südöstlichen Ende von Donauwörth, wo sich DON28 und St2215 kreuzen, bot sich eine herrlich spontane Gelegenheit, die Karre im Dreck zu parken, und dem Schienenstrang nach einem zermürbendem Fußmarsch (von gut und gerne 10 Sekunden Dauer - ungelogen) einen Besuch ab zu statten.

Die Schräglage der Gleise ist an dieser Stelle wirklich beeindruckend, und 185 198-9 legt sich auf der Fahrt in Richtung Augsburg entsprechend dynamisch in die Kurve.

Um die eher düstere Stimmung noch zu verstärken, habe ich auf etwa 20% Tonwertumfang (am hellen Ende) freiwillig verzichtet. So weit, so gut...

...da aber auch SW-Bilder mangels Kontrast 'vergrauen' können, bekam jedes Objekt im Bild den zur Stimmung passenden Mikro-Kontrast verpasst.

Dieses Bild ist darüber hinaus auch tolles praktisches Beispiel für die Tücke der Perspektive. Wenn sie den Kopf zum rechten Bildrand bewegen, erscheint der Mast mit den zwei Auslegern krumm. Das war er natürlich vorher auch schon, aber da hat es zum (mittigen) Blickwinkel gepasst.

Hätten sie aus irgend welchen Gründen dieses Bild links beschnitten, wäre daraus ein Idealkandidat für 'ich kriege mein Bild nicht ausgerichtet' entstanden.

 


 

Für den Naturwissenschaftler in uns mal saublöd gefragt:

Warum ist die Stange linkerhand nur in jedem zweiten Segment durchgebogen?

Selbstverständlich kenne ich den Grund hierfür nicht, aber dies schützt sie, lieber Leser, leider nicht vor meiner dilettantischen Herleitung:

Nehmen wir zunächst an, die Stange sei intakt und verläuft völlig waagerecht. Wenn die Dorfdisco am frühen Sonntagmorgen ihre Pforten geschlossen hat, treffen sich die Mitglieder des örtlichen Kaltverformungsclub zur Session am Schienenstrang. Früher oder später schaffen sie es mit vereinten Kräften, das Rohr in einem der Segmente einknicken zu lassen.

Das hat zur Folge, dass das Rohr in den nächstgelegenden Segmenten einen leichten 'Berg' ausbildet.

Dadurch sind diese Segmente gleich in zweifacher Hinsicht vor Vandalismus geschützt, denn erstens verleiht dieser Berg dem Rohr zusätzliche Stabilität gegen Druck von oben...

...und verwandelt zweitens das Stehen auf dem Rohr zur äußerst labilen Angelegenheit. Das komplette Rohr droht mit 'Wegdrehen' und dem schmerzhaften Abwerfen des dämlichen Reiters.

Der kundige Naturfreund findet dort auch die meisten ausgeschlagenen Schneidezähne.

 

 

 

 

 

 

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