2014 März Teil 2

 

30. März 2014

 

Schnellbahn

Strecken mit ohne elektrischer Fahrverdrahtung sind der totale Spielverderber. Selbst mit Brennweiten über 300mm hält man einfach auf beliebig wählbare Streckenabschnitte drauf. Weder Masten noch Ausleger lassen sich abschneiden.

Glücklicherweise fand ich kurz hinter Dellmensingen eine Überlandleitung, die ich kappen konnte ;-)

A propos Strom: der Abzweig auf Höhe 218 431-5 führt in das nur wenige 100 Meter entfernte Umspannwerk. Wenn's also mal wieder einen Trafo verspult: hier wird der neue angeliefert.

Am Bahnübergang (jaha, so was gibt's noch) Ersinger Straße blicken wir auf das verschlafene Erbach im Bildhintergrund. Unsere Regionalbahn hat soeben die Hälfte des Streckenabschnitts von Ulm nach Laupheim hinter sich gebracht...

...und vor ihr liegt eine etwa 20 Kilometer lange kerzengerade Bolzstrecke. Ich empfehle dem Tf zum Zeitvertreib bzw. deren Totschlagung das

'Jahrbuch 2013 - die 2574 kniffligsten Sudokus der ganzen Welt'.

 

 

Die Luftunruhe über dem Gleisbett ist auf obigem Bild zwar deutlich erkennbar, aber relativ unspektakulär. Da muss sich doch mehr heraus holen lassen können dürfen...

...und das tut es auch, sofern man das richtigen Bedingungen erwischt. Im vorliegenden Fall reicht der Himmel bis tief an den Horizont, und zwischen mir und Horizont herrscht freie Sicht sowie - und das ist noch weit wichtiger - ein aufgeheiztes Terrain (Schienenstrang).

Der Ausbildung einer Fata Morgana steht nun nichts im Wege, gerade so wie in der wüsten Gobi scheint sich ein See in greifbarer Nähe des dürstenden Nomaden zu befinden...

...in Wahrheit nichts weiter als das Spiegelbild des horizontnahen Himmels.

Spiegelbild???

Absolut und ganz genau, denn Schotter ist ja weithin für seine Spiegeleien bekannt. Bereits im Mittelalter waren Schotterstein-Spiegel Zeichen guten Geschmacks, und noch heute rätseln Wissenschaftler, wie es möglich sein kann dass, egal wie achtlos man Schottersteine auf einen Haufen schmeißen mag, sich stets spontan eine homogene und scheinbar hochglanzpolierte Fläche ausbildet.

Da sich Schnee & Eis des Winters 2013/14 im Totalausfall befanden, wurde der Parkplatz des Geislinger Freibades ersatzweise mit einer 30cm hohen Schicht Schottersteinen aufgefüllt... und Zack! hatten die Kleinen ihre Schlittschuhbahn. Das war ganz sehr arg toll.

Blödsinn!

Selbstverständlich handelt es sich bei einer Fata Morgana nicht um ein Spiegelbild, sondern ein 'Beugungsbild'. Die Erklärung ist ganz einfach:

Die unmittelbar über dem Schienenstrang aufliegende Luft ist wärmer als die darüber befindlichen Schichten, und damit auch weniger dicht.

Von Lichtstrahlen wissen wir, dass sie stets zum optisch dichteren Medium hin gebrochen werden.

Das können sie selbst ganz einfach nachprüfen:

Tauchen sie bspw. beim nächsten Besuch am See einen Ast im Winkel von 45° zur Hälfte ins Wasser. Sie werden sehen, dass der im Wasser befindliche Teil senkrechter zu stehen scheint.

Im Gegensatz zur Grenzfläche Luft/Wasser ist der Übergang von warmer Luft über dem Schienenstrang hin zu darüber liegender kalter Luft nicht diskret, sondern kontinuierlich, und so wird ein flach von schräg oben ankommender (Himmels-)Lichtstrahl unmittelbar über dem Schotter wieder sanft zurück nach oben 'gebeugt'...

...und trifft dann das Auge des staunenden Betrachters. Die Illusion eines Sees wird noch perfektioniert durch die permanent vorhandene Turbulenz, deren damit verbundene Dichteschwankungen Wellenbewegungen auf der Oberfläche unseres virtuellen Beugungsbild-Gewässers simulieren.

Ich will gar nicht wissen, wie viele Wüstenbewohner diesen Trugbildern bereits vergeblich hinterher gelaufen sind.

Und überhaupt: wer erfindet denn Naturgesetze, die zu derartiger Verarschung des Homo sapiens führen? Ich sag's ja schon lange: Gott hat manchmal echt einen komischen Humor.

 

 

 

 

 

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