Wolken und Wetter Teil 36

20. Dezember 2014

 

Nordwest

16:44 Uhr auf der Albhochfläche. Um diese Jahreszeit ist da beleuchtungstechnisch der Stecker fast vollständig gezogen, zumal die gezeigten Aufellungen am westlichen Horizont die große Ausnahme am ansonsten bedeckten Himmel waren.

Tiefdruckgebiete haben die langweilige Nebelwetterlage der letzten Wochen nachhaltig vertrieben. Zum Aufnahmezeitpunkt blies mir der stürmische Westwind mitten in die Fresse und fast die Polyester-Dachpappe vom Kopf, und die 1/50 Sekunde Belichtung geriet bei 150mm trotz aufstützens am Autodach zur nervigen Challenge.

Egal. Diese tolle Stimmung ist genau mein Ding und gehört eingefangen.

Fällt ihnen als aufmerksamer Beobachter bei der Bildbetrachtung etwas auf?

Nun, bemerkenswert wäre da beispielsweise der Umstand, dass sich der am Boden aus westlicher Richtung kommende Wind (auch an den Windrädern rund um die Wetterwarte Stötten erkennbar) deutlich von der Zugrichtung der Wolken unterscheidet...

...denn diese kommen eindeutig aus Nordwest. Der Wind ist also mit zunehmender Höhe rechtsdrehend.

Aus dieser Beobachtung können wir gleich zwei Dinge ableiten:

1) anhand der Regel 'stelle ich mich mit dem Gesicht in den Wind, so liegt rechts von mir ein Gebiet tiefen Luftdrucks' geht hervor, dass das Tiefdruckzentrum irgendwo nördlich von uns sein muss.

2) anhand der Regel 'stelle ich meine Gesichtsbaracke abermals in den Wind und beobachte, dass der Höhenwind von rechts kommt', befinden wir uns östlich des Tiefs, und es ist mit Verschlechterung des Wetters zu rechnen.

Die Zusammenfassung lautet folglich: Tief im Nordwesten, Wetter wird scheiße, ab nach Hause.

Das aufziehende Regenband kann man bereits an der homogen dunklen Wolkendecke dicht über dem Horizont erkennen.

Und Tschüss...

 

 

Nachdem nun genug klug geschissen wurde, gibt's jetzt zur Belohnung noch was auf's Auge.

Die gleiche Szenerie, nur 2 Tage und 10 Minuten später aufgenommen. Diesmal durften 300mm Brennweite herhalten.

Rechtschaffen bizarr, mit Hang zum übernatürlichen, ja fast schon extraterrestrischen. Auf der Venus sieht's vermutlich ähnlich aus.

Wie funktioniert dieses tolle Lichtspiel?

Auflösung siehe weiter unten...

 

 

 

Ein Schuh wird draus, wenn man sich den gesamten Westhimmel anschaut.

Das telegeschossene Windrad-Gedöns befindet sich in diesem Weitwinkelausschnitt zwischen Bildmitte und rechtem Rand.

Gut zu erkennen, dass die Wolken von unten angestrahlt werden, denn die Sonne ist für den Betrachter längstens hinter dem Horizont verschwunden.

Der Himmel wird deshalb auch nicht 'nach oben' immer rötlicher und schließlich dunkel, sondern in Richtung des Betrachters.

Solche Konstellationen können rund um die Schwäbische Alb höchstens 10x im Jahr in dieser Intensität beobachtet werden...

...und ich darf euch versichern, dass die real erlebte Dramatik der bildhaften Wiedergabe in absolut nichts nachstand.

 

 

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