Wolken und Wetter Teil 26

 

28. Juli 2013

WER ZULETZT LACHT

...der hat es lediglich nicht früher geschnallt. Von 'am besten lachen' meist keine Spur.

Dieser weithin bekannte Spruch soll ja eigentlich diejenigen unter uns trösten, bei denen gerade etwas krumm läuft - ganz zur (Schaden-)Freude der aufmerksam beobachtenden und alles mitkriegenden restlichen Weltbevölkerung.

Motto: na warte, der werden wir's doppelt und dreifach heimzahlen.

Aber Vorsicht, dieses Vorgehen mutiert schnell zum klassischen Eskalationsmodell (siehe hierzu auch sämtliche 2.864 Folgen der Zeichentrickserie Tom & Jerry), denn der Heimzahler kann sich nie vollständig darüber sicher sein, der zuletzt Lachende zu sein. Vielleicht erwischt sein Kontahent noch einen deutlich zuletzteren Zeitpunkt für eine Retourkutsche. Hahaha!

Die Natur hat ebenfalls die Angewohnheit, immer noch eins drauf zu legen. Am Nachmittag herrschte hier am Riedelsee die buchstäbliche Ruhe vor dem Sturm. Etwa 10 Minuten später fegte eine unglaublich beeindruckende Böenwalze durchs Gebälk, die das Gewässer in wortwörtlicher Windeseile mit einer dünnen Schicht aus Staub und Pflanzensamen überzuckerte. Faszinierend und harmlos.

Dagegen ausgesprochen dramatisch die Lage in der Reutlinger Ecke. Die Superzelle, dessen Ausläufer wir am See kennengelernt hatten, leistete ganze Arbeit. Hagelkörner mit mehrenen Zentimetern Durchmesser zerstörten, Autos, Fenster, Jalousien, Dächer und die Ernte.

Hätte ich mich nun schadenfreudig gezeigt, da unseren Autos nichts passierte, wäre in den nächsten Tagen garantiert etwas anderes schief gelaufen. Das Leben hat manchmal eine bemerkenswerte Art, für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen.

Leider hat das Leben aber viel öfter die schlechte Angewohnheit, den Hang zur ausgleichenden Gerechtigkeit durch sehr gewöhnungsbedürftigen Humor zu ersetzen...

...denn keine 10 Tage später erwischte es auch uns. Am 06.08. fielen nahe Ulm hüpfballgroße Hagelkörner (oder so) über unsere Karrosserien her.

Da lachen ja die Hühner!

...aber nicht mehr lange, denn ich habe diesbezüglich noch ein paar Hühnchen zu rupfen. Ha!!!

 

 

 

 

25. Juli 2013

FEUCHTGEBIETE

Das war nix. Gestern (siehe unten) hatte ich noch großspurig den Luftmassenaustausch verkündet, und dabei insgeheim ein erträglicheres Klima herbei beschworen...

...aber der Feuchtegehalt nach Durchzug der Front war noch unerträglicher. Wie kann das sein?

Zur Erläuterung ein extremes Beispiel:

Wenn sich eine 10°C warme Luftmasse mit 50% relativer Feuchte mit einer 30°C heißen Luftmasse mit ebenfalls 50% relativer Feuchte vermischt, liegt die resultierende Temperatur bei 20°C wie sich das gehört, und wie wir das auch erwartet haben.

Bei der relativen Feuchte (Feuchtegehalt der Luft in % vom maximal möglichem Feuchtegehalt) verhält es sich aber komplizierter.

Die Luft kann mit zunehmender Temperatur immer mehr Wassergas aufnehmen, bis sich dann bei 100% Nebel bildet, weil das überschüssige Wassergas in Form kleiner Tröpfchen ausfällt.

Diese Zunahme der Aufnahmekapazität ist aber nicht linear, sondern exponentiell, und so kann (vereinfacht gesprochen), eine doppelte so warme Luft den vierfachen Gehalt an Wasser aufnehmen!

Dies führt dann dazu, das in obigem Beispiel die resultierende Temperatur zwar 20°C beträgt, die durch die Vermischung entstehende relative Feuchte aber 70% beträgt.

Glückwunsch!

Kühlt diese Luft nur ein wenig ab, kommt sie schnell an ihre Kapazitätsgrenze. Nebel bildet sich.

Genau dies passiert in nachfolgender Aufnahme um kurz vor 22 Uhr und bei immer noch über 20°C. Sie können sich vorstellen wie angenehm das ist. Eine falsche Bewegung, und der Schweiß läuft von der Stirn ins Auge ;-)

Bei Amstetten(Württ.) kämpft sich ein Kraftfahrzeug im Nebelschlauch die Geislinger Steige hoch. Wir wünschen gute Fahrt.

Hinweis: voller Betrachtungsgenuss im abgedunkelten PC-Zimmer.

 

 

 

 

24. Juli 2013

LUFTMASSENTAUSCHER

Wenn die Ablöse-Front auf hochreichend feuchtwarme Luftmassen trifft, droht regelmäßig Ungemach. So auch heute, als zum frühen Nachmittag eine Gewitterlinie Baden-Württemberg von Südwest nach Nordost rasend schnell überquerte.

Die dabei auf bodennahe Lebensformen freigelassenen Wassermassen sind unglaublich. Faszinierend hierbei, dass diese Mengen nicht durch die 'Frischluft' zugeführt wurden, sondern bereits in der vor Ort befindlichen schwülen Atmosphäre in Form von reichlich Wassergas (nicht Wasserdampf) vorhanden war...

...und zu Schweißausbrüchen führte, wenn man nur den kleinen Finger krumm machte.

Heute leisteten Vesna und ich uns den Spaß und fuhren der Front solange als möglich davon, und brachten uns letztendlich durch ein seitliches Ausweichmanöver westlich von Langenau (mit Blick auf den Riedlesgraben) in Stellung.

Die hier sagenhaft symbolträchtig mit auf's Bild genommene Notrufsäule haben einige unglückliche Seelen zumindest im übertragenen Sinne garantiert in Anspruch nehmen müssen, denn aus den deutlich erkennbaren Grüntönen des Himmels lassen sich große Niederschlagsmengen ablesen. Wolkenwassermonster sind Rotlicht-Killer.

Im Radio wurde von lokalen Überschwemmungen und Hagelkörnern mit bis zu 3 Metern Durchmesser berichtet...

...obwohl, kann das sein? Vielleicht habe ich mich da verhört.

 

 

Wichtige Erläuterungen zum Standort auf Basis Niederschlags-Radarbild Baden-Württemberg - handmade by robots der Manufaktur wetter-online©:

Obige Aufnahme wurde um 13:42 Uhr etwa 10 km nordöstlich von Ulm mit Blickrichtung Nordwest gemacht. Die Front zog sehr schnell.

Eine Stunde später hatte man auch in Feuchtwangen feuchte Wangen.

 

 

 

 

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